Geistige Pilgerfahrt nach Rom (29.6.1975)

Peter und Paul

Loreto 1983

 

Wie im Hl. Jahr 1950 Papst Pius XII. die Katholiken der weiten Welt zur Pilgerfahrt in die Ewige Stadt aufgefordert hat, viele Hunderttausend dann auch wirklich dieser Einladung Folge geleistet haben, so lŠdt in diesem Jubeljahr 1975 Papst Paul VI. immer wieder zur Pilgerfahrt nach Rom ein, u m den GlŠubigen Gelegenheit zu geben, ihre Verbundenheit mit dem ApostelfŸrsten Petrus und seinem Nachfolger, dem Papst, zu bekunden.

Vom 25. Dezember 1974 bis zum 31. MŠrz 1975 sind bereits – wie in einer ersten statistischen Bilanz festgestellt wurde – 600.000 Pilger aus aller Welt der pŠpstlichen Einladung gefolgt.

Der sehnsŸchtige Wunsch vieler glŠubiger Menschen, im Hl. Jahr 1975 nach Rom zu kommen, wird sich vielleicht nicht immer leibhaftig erfŸllen lassen, aber geistigerweise sollten wir alle uns zur Pilgerfahrt nach Rom aufmachen, um in einer Zeit, wo viele auf die Liebe und Treue zur ršmisch-katholischen Kirche vergessen oder sogar, wie einst der nš. Ritter, Georg v. Schšnerer, die Los-von-Rom-Bewegung offen oder doch wenigstens versteckt propagieren, unserer Treue zur Kirche und ihrem sichtbaren Oberhaupt, dem Papst, Ausdruck zu verleihen und zu zeigen, dass man Christus nicht wahrhaft lieben kann, ohne auch seine Braut, die Kirche und seinen geheimnisvollen Leib zu lieben, an dem Christus das Haupt ist.

Das heutige Fest der ApostelfŸrsten Petrus und Paulus ist dazu angetan, geistigerweise eine Pilgerfahrt nach Rom zu unternehmen.

Wir besuchen heute geistigerweise die denkwŸrdigen StŠtten Roms und fangen dazu mit einer Wanderung in die Katakomben am Rand des alten Rom an: Dort, an den GrŠbern der frŸhchristlichen Glaubenshelden und Blutzeugen erleben die Rompilger den kleinen, unscheinbaren Anfang unserer hl. Kirche, die damals noch wie das Senfkšrnlein unter der Erde verborgen war, bis sie zu einem gewaltigen Bau emporwuchs, zum gewaltigen Bau der Weltkirche, der heute rund 700 Millionen Katholiken aus allen Všlkern und Nationen in sich schlie§t.

Dann ziehen wir geistigerweise weiter in das Zentrum des alten Rom, zu den Ruinen der Foren und PalŠste der ršmischen Kaiser: dort, wo einst Kaiser Augustus und Tiberius das mŠchtige ršmische Weltreich regierten, dort, wo einst Nero gegen die Christen seine grausamen Verfolgungs- und Hinrichtungsdekrete unterzeichnete, sind nur noch spŠrliche Ruinen...

Dann aber ziehen wir geistigerweise hinŸber Ÿber den Tiber Fluss hin zum Petersdom, dorthin, wo sich Ÿber dem Grab des hingerichteten Fischers vom See Genezareth das grš§te Gotteshaus der Welt erhebt, das mit seiner 123 Meter hohen Riesenkuppel in den sŸdlichen Himmel hineinragt und der Welt verkŸndet: Dieser einfache Fischer, der hier begraben liegt, ist jener, dem Christus, der menschgewordene Sohn Gottes das unvergŠngliche, siegesgewisse Wort gesagt hat:  ãDu bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hšlle werden sie nicht ŸberwŠltigenÒ.

Im gewaltigen, 200 Meter langen Dom knien wir am Grab des hl. Petrus geistigerweise nieder und beten zusammen das Glaubensbekenntnis: ãIch glaube an Gott, den allmŠchtigen Vater, ich glaube an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus... Ich glaube an den Hl. Geist... Ich glaube auch an die heilige, katholische Kirche, Gemeinschaft der HeiligenÒ.

Von der Peterskirche ziehen wir noch geistigerweise zu den drei anderen Hauptbasiliken und in ein paar der vielen anderen ršmischen Kirchen, um dort an den GrŠbern der vielen Heiligen, die in Rom gelebt und gestorben sind, zu beten.

GlŠubige Menschen werden immer gepackt von der Schšnheit, Erhabenheit und EhrwŸrdigkeit der verschiedenen StŠtten des christlichen Rom.

Ich brauche nicht lange zu erklŠren, was der Sinn unserer geistigen Wanderung von den Katakomben Ÿber die Ruinen der KaiserpalŠste hinein in den Petersdom und in die anderen Kirchen Roms mit ihren HeiligengrŠbern ist:  In den Katakomben, an den GrŠbern der ersten Blutzeugen unseres heiligen Glaubens sehen wir: Unser Glaube ist gesalbt mit dem Blute bester Menschen, die fŸr den wahren Glauben freudig ihr Leben hingegeben haben. An den Ruinen der KaiserpalŠste sehen wir: alle Macht und Gewalt dieser Welt, und wenn sie noch so grausam gegen den Glauben und die Kirche Christi wŸtet wie ein Nero, sie vergeht. Niemand zeigt uns heute das Grab dieses Kaisers, der den Simon Petrus an das Schandholz des Kreuzes binden lie§, wohl aber wšlbt sich Ÿber dem Grab des einfachen Fischers vom See Genezareth die gewaltigste Kuppel als Grabmal fŸr diesen Mann  und an diesem Grab haben seit dem Jahre 67 n. Chr. bis zum Jahre 1975 Millionen von Christen aus aller Welt gebetet um Glaubenskraft und Glaubenstreue.

Am Grab des hl. Petrus mŸsste es uns aufgehen, was es um diesen Apostel und um seinen Nachfolger ist. Petrus, der Erstapostel, dem der Herr die Leitungsaufgabe in seiner Kirche anvertraute: ãDir will ich die SchlŸssel des Himmelreiches geben...Ò. Petrus, der Erstapostel, den der Herr zum obersten Hirten seiner Herde machte: ãWeide meine LŠmmer, weide meine Schafe!Ò Petrus, der Erstapostel, den der Herr damit beauftragte, seine BrŸder im Glauben zu stŠrken!

Petrus starb in Rom den Martertod am Kreuz. Aber das Felsenfundament, auf das Christus seine Kirche gebaut hat, ist nicht zu erschŸttern: Jeder Nachfolger des hl. Petrus auf dem Bischofstuhl von Rom ist der fortlebende Petrus. So bewahrheitet sich, was auf einer …llampe aus den Katakomben geschrieben steht: Petrus non moritur, Petrus stirbt nicht. Simon Petrus ist gestorben, Petrus aber, der Felsengrund des Glaubens, der oberste Hirte der Kirche, der Inhaber der SchlŸsselgewalt, lebt in seinen rechtmŠ§igen Nachfolgern weiter: 261 PŠpste sind gestorben. Paul VI. aber regiert als 262. Nachfolger des hl. Petrus die Kirche weiter und von ihm und seinen Nachfolgern gilt jeweils bis zum Ende der Zeiten das trostvolle Christuswort: ãDu bist Petrus...Ò

Der Fels kann nicht wanken. Man fŸhlt sich auf ihm sicher. Wir wissen: Unser Glaube steht auf felsenfestem Boden. Unsere Kirche steht auf unerschŸtterlichem Grund. Immer, wenn der Sturm der Verfolgung von au§en oder von innen Ÿber die Kirche hereinbrach, fielen zwar so manche, die innerlich bereits von der Kirche abgefallen waren um und wurden vom Sturm erfasst und verweht, die Kirche selbst aber blieb unerschŸttert weil sie von Christus gebaut ist auf den Felsen Petri.

Aus diesem Bewusstsein sollten wir Glaubenskraft und Glaubensmut schšpfen gerade in dieser verworrenen Zeit.

Ein kleines Erlebnis sei zum Schluss erzŠhlt: Im Hl. Jahr 1950 habe ich mehr als 12mal PilgerzŸge nach Rom gefŸhrt. Am Abend des Peterstages habe ich noch die Peterskirche besucht, um am Grab des ApostelfŸrsten noch still zu beten. Ich tat es in tiefer Ergriffenheit. Dann aber stellte ich mich in einen Winkel an einem der wuchtigen Pfeiler die das Petrusgrab umgeben und die Kuppel tragen. Ich wollte von da aus die vielen Pilger aus aller Welt, die damals nach Rom gekommen waren, an mir vorŸberziehen lassen: Pilger aus aller Welt und aus allen Nationen waren es: Italiener und Deutsche, Franzosen und EnglŠnder, Amerikaner und Japaner, Inder und Afrikaner. Sie zogen betend und singend durch das mŠchtige Gotteshaus, um dann am Grab des ApostelfŸrsten Petrus niederzuknien und da Petrus und seinem Nachfolger unerschŸtterliche Treue zur hl. Kirche zu versprechen. WŠhrend ich so schaute und schaute, drŸckte mir ein einfacher italienischer Landpfarrer auf einmal die Hand und sagte unter FreudentrŠnen: ãWie mŸssen wir Gott danken, dass wir katholisch sind!Ò

So mšchte ich heute zu jedem von euch, BrŸder und Schwestern, sagen: SchŠme dich nicht, dass du katholisch, ršmisch-katholisch bist! Danke Gott fŸr das unverdiente GlŸck, dass du im wahren Glauben aufgewachsen und Glied der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche bist, die Christus auf den Felsen Petri gebaut hat und die deshalb nicht untergehen kann.

Wenn wir jetzt das Credo beten, wollen wir heute im Geiste niederknien am Grab des hl. Petrus und Gott fŸr die Gnade des wahren Glaubens danken und das Versprechen ablegen, durch Treue und opferbereiten Gehorsam gegen den Nachfolger Petri allzeit zu zeigen, dass es uns ernst ist mit dem Glauben an die heilige, katholische Kirche und dass wir Ÿberzeugt sind von der Richtigkeit des Wortes, das einst der hl. Ambrosius von Mailand gesprochen hat: ãUbi Petrus, ibi Ecclesia! Wo Petrus, da ist die Kirche!Ò Amen